28. Jun 2024
Jeffrey Luginbühl und Andrea Schnyder versuchen, im Klassenzimmer möglichst viele Freiräume zu schaffen.
Andrea Schnyder und Jeffrey Luginbühl unterrichten ihre Schülerinnen und Schüler der ersten und zweiten Klasse in Biel nach dem Churermodell. Was bedeutet das?
Text: Simone Lippuner / Fotos: Enrique Muñoz Garcia
Dienstagnachmittag, 15.30 Uhr. Die letzte Schulstunde ist angebrochen. Ein langer Tag, mit sieben Lektionen der längste in der Woche der 20 Schülerinnen und Schüler der ersten Klasse im Bieler Plänke-Schulhaus. Schon etwas ausgelaugt wuseln sie im Raum herum, nehmen aus den Regalen Blätter und Schreibzeug hervor und verteilen sich auf verschiedene Arbeitsplätze. Noch einmal volle Konzentration. Auf den ersten Blick wird klar: Dies ist kein gewöhnliches Schulzimmer. Keine Pulte und Stühle in Reih und Glied. Stattdessen stehen gelbe Hocker in Würfelform im Kreis, stapeln sich Kisten mit Legosteinen und Spielsachen, thront in der Ecke ein Hochbett, das als Leseinsel und Rückzugsort dient. An der Decke hängt die «Kommunikationswolke»: Je nachdem, in welcher Farbe sie leuchtet, wissen die Kinder, was zu tun ist. Dann dürfen sie zum Beispiel nur flüstern. Oder sie müssen sich im Kreis einfinden. Es gibt hier zwar eine Wandtafel – aber der Fokus liegt nicht auf ihr.
Das Churermodell wurde 2010 an der Stadtschule Chur entwickelt. Gesucht wurde nach einer Möglichkeit, den Übergang vom Kindergarten in die Schule für die Kinder besser zu gestalten.
Das Modell geht von vier Prämissen aus:
– Binnendifferenzierung im Unterricht ist möglich und motivierend.
– Der Raum wird als dritter Pädagoge für das Lernen genutzt.
– Werden Inputphasen gekürzt, gewinnen Schülerinnen und Schüler Lernzeit.
– Das Churermodell ist einfach umsetzbar und lässt jeder Lehrperson Raum für die persönliche Ausgestaltung.