11. Nov 2022
Kritisches Denken verlangt danach, die eigene Komfortzone des Wissens und Könnens verlassen zu dürfen, sich kraft des Verstandes einen Sachverhalt gemeinsam tastend, ringend, verzettelnd und forschend in Aushandlungsprozessen anzuverwandeln. Eine Einordnung und ein Impuls von Michael Cursio und Dirk Jahn.
NetzWas ist Kritisches Denken? Eine Orientierung
Kritisches Denken ist reflexives Denken. Wer kritisch denkt, setzt sich in ein Verhältnis zu etwas Vorgegebenem. Das kann eine Alltagsbehauptung sein, eine politische Aussage, eine Fotografie, ein Film, eine wissenschaftliche Studie, eine Information aus den Nachrichten. Reflexiv verhält sich Kritisches Denken aber nicht nur demgegenüber, was andere kommunizieren, sondern auch gegenüber den eigenen Meinungen und Erkenntnisquellen. Kritisches Denken begreift das eigene wie das fremde Wissen stets als begrenzt, von Voraussetzungen abhängig, begründungspflichtig und revidierbar.
Um herauszufinden, was Kritisches Denken ausmacht und welche Gedanken kritisch Denkende anstellen, wurden verschiedene Verständnisse kritischen Denkens aus der Logik, der Psychologie, der Pädagogik und aus philosophischen Strömungen miteinander in einer umfangreichen qualitativen Analyse verglichen. Durch den Vergleich konnte ein ganzheitlicher, pragmatischer und an didaktischen Interessen orientierter Ansatz kritischen Denkens herausgearbeitet werden. Kritische Gedankengänge lassen sich in diesem Konzept in vier bestimmte Ebenen des Denkens unterteilen, die wir im Weiteren skizzieren möchten.
Analytische Ebene
Auf dieser Ebene werden Wahrheitsansprüche geprüft. Im engeren Sinne handelt es sich um Wahrheitsansprüche von Aussagen. Wir legen hier aber ein weiteres Verständnis zugrunde, das ästhetische Formationen wie Bilder oder Filme in unterschiedlicher medialer Vermittlung (Soziale Netzwerke, Plakate, Zeitschriften, Flyer …) einschliesst. Das analytische Denken weist viele Aspekte auf, die wir in aller Kürze aufschlüsseln.