23. Jun 2023
Im Kanton Basel- Stadt hat ein Komitee von Lehrpersonen eine Initiative zur Einführung von Förder- klassen eingereicht. Die Integration aller Schülerinnen und Schüler werde von immer mehr Lehrkräften in Frage gestellt. Text: Michael Zollinger | Bilder: Peter Würmli
Ausser sich vor Wut stapft der Junge durchs Klassenzimmer und beschimpft die Lehrerin. Zwei andere Kinder bewerfen sich mit Radiergummis, und ein Mädchen hat soeben schreiend den Raum verlassen. An einen halbwegs geordneten Unterricht ist nicht zu denken. Die Szene ist fiktiv, doch sie könnte sich irgendwo in einer Schweizer Regelklasse so oder ähnlich zugetragen haben.
Seit rund 15 Jahren integrieren Schulen in der Schweiz Kinder mit besonderem Bildungsbedarf in die Regelschule. Den Anstoss dazu gab die sogenannte Salamanca-Erklärung der UNESCO von 1994. Diese forderte erstmals, Bildungssysteme inklusiv zu gestalten. 2006 kam die Uno-Behindertenrechtskonvention hinzu, die unser Land im Jahr 2014 ratifiziert hat. In Artikel 24 heisst es dort: «Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen mit Behinderun- gen auf Bildung. Um dieses Recht ohne Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu verwirklichen, gewährleisten sie ein integratives Bildungssystem auf allen Ebenen.» Dies führte dazu, dass heute Kinder, die einer besonderen Bildung bedürfen wie auch Kinder ohne besonderen Bildungsbedarf weitgehend gemeinsam in der Regelschule unterrichtet werden.