01. Jul 2024
Nach Basel haben auch im Kanton Zürich kritische Kreise eine Initiative zur Wiedereinführung von Förderklassen lanciert.
In der Schule geht es um die Kultivierung der Einbildungskraft, sagt Erziehungswissenschaftler Roland Reichenbach. warnt vor den Gefahren, wenn digitale Bilderwelten dem langwierigen Erzeugen innerer Bilder den Rang ablaufen.
Text: Lukas Tschopp
«Jeder vierte Schweizer Jugendliche kann schlecht lesen», titelte eine Deutschschweizer Zeitung als Reaktion auf die zum Jahresende publizierten Ergebnisseder PISA-Studie. Diese wird von der OECD durchgeführt und hält die Schulleistungen in ihren knapp vierzig Mitgliedsstaatenfest. «Brisant ist vor allem, dass es immer mehr leistungsschwache Schülerinnen und Schüler gibt», heisstes weiter. Demnach erreicht jeder vierte Jugendliche die von der OECD definierte Mindestkompetenz im Lesen der je eigenen Landessprache nicht. Schweden hat noch vor Weihnachten reagiert und will der anhaltenden Digitalisierung an Schulen entgegen wirken. Neuere Forschungen hätten aufgezeigt, dass in der Primarschule ein zu umfassender Einsatz digitaler Lehrmitteleine nachteilige Wirkung auf die Lesekompetenz der Schülerschaft habe. Entsprechend will man im Norden Europas künftig weniger auf iPads und Lern-Apps, sondern verstärkt wieder auf Bibliotheken mit gedruckten Büchern und auf traditionelle Unterrichtsmethodensetzen. Beispielsweise auf Frontalunterricht, und zwar nicht mit Beamer und PowerPoint, sondern unter Einsatz von Wandtafel und Kreide. In der medialen Berichterstattung wird dieser Umschwung vom Digitalen zurück zum Analogen mitunter auf die rechtsbürgerliche Gesinnung von Schwedens Regierung zurückgeführt. «Es ist ein Problem, wenn solche Entwicklungen einfach auf den Effektstaatspolitischer Gesinnungen reduziert werden», sagt Roland Reichenbach. Der Professor für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Universität Zürich, dem grössten pädagogischen Institut im Land, kann der schwedischen Rückbesinnung auf den Wert von gedruckten Büchern, von Wandtafel und Kreide durchaus Positives abgewinnen. In der Schule gehe es im Wesentlichen um die Kultivierung des Erinnerungsvermögensund der Einbildungskraft. Das klingt einschlägig, verlangt aber nach einer Einordnung.