Ein Zürcher Komitee will Förderklassen

02. Apr 2024

Nach Basel haben auch im Kanton Zürich kritische Kreise eine Initiative zur Wiedereinführung von Förderklassen lanciert.

Die Förderklassen-Initiative in Basel wurde im August 2022 von einem Komitee von Lehrpersonen eingereicht. Sie fordert die Einführung von Förderklassen mit maximal zehn Schülerinnen und Schülern, die von Heilpädagoginnen und Heilpädagogen oder von erfahrenen Lehrpersonen zusammen mit Fachpersonen aus der Sozialpädagogik unterrichtet werden. Die neuen Klassen sollen dabei an den Standorten der Regelschulen geführt und die minimale und maximale Dauer des Verbleibs von Kindern in einer solchen Klasse festgelegt werden. «Unser Ziel ist es, Kinder mit besonderen Bedürfnissen einerseits wieder umfassender fördern zu können und anderseits ein durchlässiges System zu gestalten», sagte Marianne Schwegler, Vizepräsidentin der Freiwilligen Schulsynode, in einem Beitrag von PROFIL 2023. Die Initiative wird von der FSS unterstützt, dem Berufsverband der Lehr- und Fachpersonen. Als Reaktion darauf und als Gegenvorschlag hat das Erziehungsdepartement von Basel-Stadt ein ausführliches Massnahmenpaket lanciert (siehe Interview mit Urs Bucher).

«Für eine Schule mit Zukunft»

Eine vergleichbare Idee mit Förderklassen verfolgt eine Initiative im Kanton Zürich unter dem Titel «Für eine Schule mit Zukunft – fördern statt überfordern». Initiiert von der FDP-Gemeinderätin und Schulleiterin Yasmine Bourgeois, eingereicht im September 2023, verlangt die Initiative, «dass alle Kinder im Kanton Zürich bei Bedarf Zugang zu heilpädagogisch geführten Förderklassen haben». Sie sollen vorübergehend – mindestens jedoch semesterweise – besucht werden. Die Schülerinnen und Schüler, die kleinere Lerngruppen benötigen, um sich entfalten zu können, oder die wegen ihres auffälligen Verhaltens vorübergehend nicht oder gar nicht in eine Regelklasse integriert werden können, würden auf Entscheid der Schulpflege hin eingeteilt. «Dabei soll die Durchlässigkeit zwischen Förderklassen und Regelklassen gewährleistet sein und eine entsprechende Einteilung regelmässig überprüft werden», heisst es im Initiativtext. Die Förderklassen werden von einer eigenständigen Förderlehrperson mit voller Klassenverantwortung unterrichtet, wo möglich im selben Schulhaus, in dem die betreffenden Kinder zuvor oder danach eine Regelklasse besuchen. Der Unterricht orientiert sich am Lehrplan, um eine Rückkehr in die Regelklasse zu ermöglichen. Es habe sich gezeigt, dass das System für die Schulen und die Kinder zunehmend zum Problem werde, da es Lehrpersonen stark mit Koordinations- und Administrativaufwand belaste und in den Klassen für Unruhe sorge. «Zugleich wird die Schule den Anforderungen von Kindern mit besonderen Bedürfnissen oft nicht gerecht, und die Akzeptanz in der Bevölkerung schwindet.» «Lerninseln reichen nicht» Lerninseln, wie sie auch Urs Bucher, Leiter Volksschulen in Basel, vorschlägt, genügen gemäss den Zürcher Initiantinnen und Initianten nicht. Letztlich bleibe die Verantwortung bei der Klassenlehrperson und belaste insbesondere diese, aber auch die Klassen selbst in vielen Fällen zusätzlich. Politisch wird die Zürcher Initiative vor allem von bürgerlichen und GLP-Kreisen unterstützt. Zum Co-Präsidium gehört Chantal Galladé, Berufsschullehrerin, Bildungsberaterin und GLP-Kantonsrätin.