Ideenbüro - Wo Kinder beraten und Ideen willkommen sind

11. Nov 2022

Ideenbüro - Wo Kinder beraten und Ideen willkommen sind

Achtung, Wertschätzung, Verantwortung und Fürsorge. Das sind in der Primarschule Wallbach im Kanton Aargau keine leeren Worte. Den Beweis erbringt ein lebendiges und beeindruckendes Ideenbüro, das von Kindern für Kinder geführt wird. Von Agathe Schudel.

«Meine Kollegin in der neuen Schule wusste nicht, was ein Ideenbüro ist», erzählt Margaux. Sie ist 12 Jahre alt und ehemalige Ideenbüro- Beraterin. «Ich musste es ihr erklären», sagt sie, «offenbar kennt man das noch nicht so in der Allgemeinheit.» Damit hat sie wohl recht, obwohl das von Christiane Daepp in Leubringen gegründete Ideenbüro, das im September sein 20-jähriges Jubiläum feierte, im Zuge zunehmender partizipativer Schulkultur Aufwind erfährt. Zurzeit besitzen 151 Schulen in der Schweiz ein Ideenbüro. Es werden immer mehr. Was ist am Ideenbüro so attraktiv, dass Schulen, die es einmal installiert haben, überzeugt daran festhalten und dass ehemalige Schülerinnen und Schüler auch Jahre später einhellig sagen, die Arbeit im Ideenbüro sei etwas vom besten in ihrer Primarschulzeit gewesen? «Das Ideenbüro ist ein Ort im Schulhaus, wo Schülerinnen und Schüler hinkommen können, wenn sie Probleme oder Ideen haben, die sie in der Schule lösen oder verwirklichen möchten», sagt Sabine Kiesling. Sie ist Schulsozialarbeiterin in Wallbach, betreut das Ideenbüro und ist seit Kurzem auch Ideenbüro-Multiplikatorin. In dieser Funktion stellt sie interessierten Schulen das Prinzip des Ideenbüros vor und gibt auf Wunsch auch Einführungen. Beraterinnen und Berater sind meist Jugendliche aus der 6. Klasse, die Gleichaltrige und Jüngere beraten. Ende Schuljahr besucht das Beratungsteam jeweils die 5. Klassen, um die Tätigkeit des Beratungsteams vorzustellen und Bewerbungsvorlagen zu verteilen. Aus Fairness bewerben sich die Schülerinnen und Schüler während der Unterrichtszeit, damit die Eltern nicht helfen können. «Wer sich bewirbt, muss wissen, dass Beratende jeweils eine Lektion pro Woche dem Unterricht fernbleiben und den Stoff nacharbeiten müssen. Die Schülerinnen und Schüler müssen sich selbst also realistisch einschätzen können und wissen, ob sie sich das zutrauen», sagt Sabine Kiesling. Die Bewerbungen werden der Klassenlehrperson abgegeben. Zusammen mit der Schulsozialarbeiterin wertet sie die Bewerbungen aus – und gemeinsam treffen sie eine Wahl. «Letzten Donnerstag bin ich die Namen der Gewählten verkünden gegangen. Es gab Jubel und auch Tränen. Wer enttäuscht war, konnte bei mir vorbeikommen. Zwei Mädchen sind gekommen», erzählt Sabine Kiesling.

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