23. Jun 2023
Hendrik Lambertus aus Syke bei Bremen erschafft phantastische Abenteuerwelten. Als Schriftsteller schreibt er Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Schreiben ist seine Berufung – und letztlich vor allem ein Handwerk, so wie das Schreinern, Gärtnern oder Steineklopfen. Von Lukas Tschopp.
Alles beginnt mit einem Papier
«Lieber Milan, willkommen an der Schule im Friedhofswinkel! Wir hoffen, dass Du in unserem Haus schöne und lehrreiche Nächte erleben wirst», richtet sich Rektorin Dr. Valeria Nocturn in einem Brief an den Jungen. «Schulbeginn ist heute um Punkt Mitternacht.» Milan ist der Held von Hendrik Lambertus’ Kinderbuch Die Mitternachtsschule – Erste Stunde Geisterkunde. 2019 im Berliner Ueberreuter Verlag erschienen, zählt es der Autor selbst zu seinen gelungensten Werken. «Milan, die Hauptfigur, habe ich absichtlich mit einem offenen Charakter ausgestattet, damit sich möglichst viele Lesende mit ihm identifizieren können», erzählt Hendrik Lambertus.
1979 in Hannover geboren, studierte er an der Universität Tübingen Skandinavistik, ältere Germanistik und Indologie.Noch grösser als sein Interesse an sprachwissenschaftlichen Fragen ist hingegen seine Lust am Schreiben: «Eigentlich habe ich schon immer Geschichten erzählt, solange ich denken kann. Die erste, von der ich noch weiss, habe ich mir im Kindergarten ausgedacht – sie handelte von einem Prinzen mit einer Bratpfanne.» Seinen ersten Romanentwurf hat er in der Sekundarschule geschrieben, im zarten Alter von 14 Jahren.
Von der Uni zur Fiktion
«Ursprünglich wollte ich eine aka- demische Karriere einschlagen», erzählt der 44-Jährige. «Meine Vorbilder sind Autoren wie Umberto Eco oder J. J. R. Tolkien. Sie haben es in der Verknüpfung von wissenschaftlicher Recherche mit eingängigem Schreibstil zur Meisterschaft gebracht.» Als es nach dem Doktorat darum ging, den Weg zum Universitäts-Professor einzuschla- gen, hat sich Lambertus doch für das primär fiktionale Schreiben entschieden. «Auch, weil eine akademische Laufbahn wohl zu wenig kompatibel mit einer sechsköpfigen Familie gewesen wäre», so der Familienvater mit schulpflichtigen Kindern.